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Fotografisches Werk

" Zdravko Haderlap, ein Künstler, der provokant ist und aus der Reihe fällt.(Christiane Bulfon)

Um den Zwetschgenbaum liegen Glück, Lust und Leid
Den Zwetschgenbaum zählt der spätantike Schriftsteller Macrobius zu den zehn glückbringenden Bäumen. Alban Berg hat ihn über das Zitieren einer Kärntner Volksweise in seinem Violinkonzert verewigt. Für Zdravko Haderlap ist das Rosengewächs sein Lebensbaum... (Willi Rainer)
Landleben
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Friedhof der Namenlosen
Lust und Leid
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Lust und Leid
Lust und Leid
Zwetschgenbaum
Die Arbeit Haderlaps im Gesamten lässt sich schwer in Gattungen gliedern, so bemerkt der Theaterwissenschaftler Michael Hüttler in Bezug auf Haderlaps choreographischer und regieanweisender Arbeit im Tanztheater Ikarus: »Haderlap erzeugte durch "lebende Bilder", die sich aneinanderreihen, lösen und wieder zusammensetzen, eine theatrale Sprache, die ihren Ursprung in der bildenden Kunst zu haben schien.«

Für die bildende Kunst bedeutete das in Bezug auf das Theater, dass bereits Anfang des 20. Jh. im Cabaret Voltaire der Dadaisten ein Versuch einer Gattungsüberschreitung unternommen wurde. Fluxus, Happening und Aktionismus - der Körper als Kunstwerk - waren, als einzelne Kunstströmungen der Nachkriegszeit, dem Theater durch Zeitgebundenheit - d.h. die Aktionen und Performances fanden innerhalb eines zeitlichen Rahmens statt- und Aufführungsgebot - d.h. man betrat mehr oder minder eine "Bühne" und war publikumsabhängig - sehr verwandt. Was von diesen flüchtigen Aufführungsformen heute in der Welt der bildenden Kunst geblieben sind, das sind Relikte: z.B. ein zerstörtes Klavier von Nam June Paik, Fotografien von Allan Kaprows Happenings oder blutverschmierte Gewänder von Hermann Nitschs Orgien-Mysterien-Theater.

Mit Hinweis auf diesen Kontext lassen sich nun auch die Arbeiten Zdravko Haderlaps einer näheren Betrachtung zuführen. Die vornehmlich fotografischen Arbeiten der letzten Jahre lassen erkennen, dass Haderlap den einzelnen Gattungen verpflichtet bleibt, d.h. er innerhalb seiner Arbeit dem Gedanken des traditionellen Tafelbildes folgt bzw. seine Installationen zumeist Objektcharakter annehmen.

Inhaltlich sind die Arbeiten älteren Datums, welche unter dem Serientitel Landleben subsumiert sind, von der Verarbeitung des Lebens im Südkärntner Raum geprägt. Wie schon in seiner Tätigkeit als Leiter des Tanztheaters Ikarus verarbeitet Haderlap hier seine Eindrücke vor Ort, richtet seinen Blick auf die typische, zwischen Melancholie bzw. Hoffnungslosigkeit und Lebensfreude bzw. Glückseligkeit schwankende Südkärntner Mentalität. Die Serie umfasst einerseits Bilder surrealen Charakters wie beispielsweise die in Körnung und Tonwert leicht verfremdete und auf Leinwand aufgezogene Fotografie eines in Flammen stehenden Vogels, dessen Blick trotz Zerstörung starr und direkt auf den Betrachter fällt, andererseits eine Reihe von digital leicht überarbeiteten Dokumentarfotografien, wie das Festhalten von Zerstörung infolge eines Einbruches am zur Partisanengedenkstätte umfunktionierten Peršmanhof bei Bad Eisenkappel oder eines Leichenzuges bei Schneegestöber. In ihrer Gesamtheit betrachtet sprechen die Bilder der Serie von unterdrückter Aggression, Zerstörungslust und Auslöschung infolge von Hoffnungslosigkeit und Depression wie sie für den Südkärntner Raum z.T. typisch sind.

Auch die Fotoserie Friedhof der Namenlosen behält den Ausdruck des morbiden bei. Der immergleiche, weibliche, nackte, z.T. gefesselte und sich in verkrampfter Bewegung befindliche Körper zeugt von der Gefangenschaft in sich selbst und dem ewigen Kampf ums Überleben. Die Anonymisierung infolge einer Bandagierung des Kopfes verweist einerseits auf die Grundsätzlichkeit der Erfahrung, andererseits assoziativ auf Verletzbarkeit und Zerstörung.

Chronologisch an die von Verfall und Zerstörung geprägte Bildgruppe anschliessend präsentieren sich Arbeiten, die sich als hoffnungsvollerer Blick in die Gegenwart offenbaren. Interaktionistische Posen zwischen jung und alt bilden dabei das zentrale Motiv. Der Generationenvertrag, der sich primär als Weitergabe von Wissen und Erfahrung motivisch ins Bild setzt, wird ebenso thematisiert wie die Vergänglichkeit unseres Daseins mit Hoffnung auf Weiterbestand durch Vermittlung.

Die Werkgruppe Lust und Leid operiert mit gesellschaftskritischem Ansatz. Haderlap thematisiert hier den auferlegten Rollenkodex geschlechterspezifischer und berufsbedingter Konnotation mit dem mehr oder minder verzweifelten Ausbruch des Individuums in die Individualität. Webcamfotos sadomasochistischer Prägung bilden den Hintergrund zu projektiven, anonymisierten und aus dem Web entnommenen Texten, die von Haderlap einer Individualisierung zugeführt wurden.

Während der Text der linken Seite - als Anleitung gekennzeichnet - Forderungen an das Individuum stellt, sich konform einer Rollenverteilung zu verhalten, verrät der Text der rechten Seite nähere Informationen zu einem virtuellen Profil eines Menschen wie es auf diversen Homepages und in Chatrooms zu finden ist. Das Individuum erklärt sich selbst und stellt sich in einen Kontext als Pendant zum Alltag. Das Fotomaterial bildet den Überbau und dokumentiert die Zerissenheit und Überborderung als Flucht in die virtuelle Realität mit theatralischen Akzenten.

In den installativen Arbeiten verarbeitet Zdravko Haderlap einerseits die Erfahrung von Selbstzerstörung in seinem unmittelbaren Umfeld und Freundeskreis, zerspaltet einen Zwetschkenbaum - das typisch kärntnerische - brachial in Einzelteile, welche in ihrer Gesamtheit als Mahnmal der Menschen, welche sich durch Selbstmord aus dem Leben verabschiedeten. (Anja Maria Werkl)
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